OrthopädieOrthopädie

Kompressionsstrümpfe sind spezielle Strümpfe, die dazu beitragen sollen, das Auftreten von Venenerkrankungen wie Ödemen, Venenentzündungen und Thrombosen zu verhindern bzw. deren Fortschreiten vorzubeugen.

Knielange Kompressionsstrümpfe werden nicht nur zur Verbesserung der Durchblutung, sondern auch zur Vorbeugung der Bildung von Blutgerinnseln (Reisethrombose) in den Unterschenkeln eingesetzt.

Wirkung

Es handelt sich um elastische Strickwaren, die um das Bein getragen werden und die Gliedmaßen zusammenpressen. Dadurch wird der Durchmesser der erweiterten Venen verringert und die Geschwindigkeit des venösen Blutflusses sowie die Wirksamkeit der Venenklappen erhöht. Die Kompressionstherapie hilft, den venösen Druck zu senken, beugt venösen Stauungen und Beeinträchtigungen der Venenwände vor und lindert schmerzende Beine.

Ein Kompressionsstrumpf ist so gefertigt, dass der ausgeübte Druck von oben nach unten analog zum Gewebedruck in Richtung der Schwerkraft zunimmt.

Wie die Kompressionsbandagierungen dienen sie hierbei als Widerlager gegenüber der Arbeit der Muskelbewegung, etwa so wie eine Muskelfaszie. Somit können sie nur dann Wirkung entfalten, wenn der Träger des Kompressionsstrumpfs sich ausreichend bewegt und wirken bei immobilen Menschen nur eingeschränkt.

Da das Gewebe nach einger zeit ermüdet, sollten e Kompressionsstrümpfe nicht länger als 1 Jahr getragen werden (die GKV zahlt jedes Jahr bis zu 2 Paar).

Herstellung

Kompressionsstrümpfen müssen individuell angefertigt werden (Sanitätshaus). Zunächst wird die richtige Größe des Strumpfes durch Vermessen der Beine bestimmt. Vor der Messung der Passform sollte der Patient für einige Minuten in Rückenlage auf einer Therapieliege ruhen. Dies ermöglicht einen venösen Rückfluss und Stabilität vor der Messung.

Die Strümpfe werden am besten nach dem Aufwachen angelegt, bevor die Person das Bett verlassen hat, gesessen oder gestanden hat und bevor sich eine venöse Stase oder ein Ödem entwickeln konnte. Das Tragen von Strümpfen über den ganzen Tag ist wirksamer als nur die Hälfte des Tages oder die Kompressionsstrümpfe in der Schublade zu verstauen.

Die genaue Passform ist entscheidend für die therapeutische Wirkung. Eine Studie vom 2008 zeigte, dass Kompressionsstrümpfe in knapp 30 % der untersuchten Fälle die falsche Größe hatten. Die Studie ergab, dass nicht nur die Patienten, sondern auch das medizinische Personal zusätzlich geschult werden müssen.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Kleidungs- oder Sportstrümpfen und -socken werden bei Kompressionsstrümpfen stärkere Gummibänder verwendet, die einen erheblichen Druck auf Beine, Knöchel und Füße ausüben. Kompressionsstrümpfe sind an den Knöcheln am engsten und werden zu den Knien und Oberschenkeln hin allmählich weniger einschnürend. Indem sie die oberflächlichen Venen, Arterien und Muskeln zusammendrücken, zwingen sie das zirkulierende Blut durch engere Kanäle. Dadurch erhöht sich der arterielle Druck, so dass mehr Blut zum Herzen zurückfließt und sich weniger Blut in den Füßen staut.

Druck

Der Druck, den Medizinische Kompressionsstrümpfe erwirken, ist dem Krankheitsgrad des Patienten angepasst und wird aufsteigend in die Kompressionsklassen („CCL“ / „KKL“) I–IV eingeteilt.

 

Kompressionsklassen
KKL     Intensität    Druck in mmHg    in KPa   
I leicht 18–21 2,4–2,8
II mittel 23–32 3,1–4,3
III kräftig 34–46 4,5–6,1
IV sehr kräftig 49 und größer mind. 6,5

 

Ausführung

Ein medizinischer Kompressionsstrumpf besteht aus Zweizugmaterial (Längs- und Querdehnung). Der Faden besteht aus einer Vollsynthetikfaser. Es gibt prinzipiell zwei verschiedene Fertigungsverfahren: Rundstrick und Flachstrick.

Die runden Schlauchstrümpfe werden in Form eines Schlauchs gestrickt und haben daher keine Nähte. Bei flachgestrickten Strümpfen wird zunächst ein Stück Stoff gestrickt, aus dem dann ein Strumpf gefertigt wird. Flachgestrickte Strümpfe sind steifer, so dass sie Flüssigkeitsansammlungen im Bein besser verhindern. Diese Strümpfe haben eine Naht an der Wade. Ein flachgestrickter Strumpf lässt sich leichter an- und ausziehen als ein rundgestrickter Strumpf, weil er in der Länge elastischer ist.

Prophylaxe

Etwa 90 Prozent der erwachsenen Durchschnittsbevölkerung in Deutschland haben zumindest geringfügige Veränderungen an den Beinvenen, jedoch nur 25 Prozent sind in entsprechender ärztlicher Behandlung. In schwächerer Ausführung (KKL < I) sind Kompressionsstrümpfe auch als prophylaktisches Mittel gegen Reisethrombosen oder als Unterstützung für Angehörige dauernd stehender Berufe (z. B. Verkäufer) in Verwendung.

Regelmäßig werden Kompressionsstrümpfe vor und nach Operationen oder auch für Träger von Gipsverbänden o. ä. verordnet. Stützstrümpfe (außer MTPS) haben keinen kontrollierten Druckverlauf und sind deshalb für Menschen mit Venenerkrankungen nicht geeignet.

Bei bettlägerigen Patienten kommen Medizinische Thromboseprophylaxestrümpfe (MTPS) zum Einsatz, um einer Thrombose vorzubeugen. MTPS sind Kompressionsstrümpfe, die meist im peri-operativen Bereich, also vor, während und nach einem Eingriff, angelegt werden. Sie verbleiben, bis der Patient wieder selbständig mobil ist.

Sport

Kompressionsstrümpfe werden auch verstärkt im Sport (z. B. Nordic Walking, Marathonlauf) eingesetzt und von vielen Herstellern angeboten. Als Auslöser des gesteigerten Bedarfs an Materialien mit Kompressionswirkung wird die verstärkte Verwendung im Profisport angesehen. Es handelt sich dabei aber nicht um medizinische Kompressionsstrümpfe; so gibt es z. B. keine Einteilung in Kompressionsklassen.

Solche Produkte bewirken allerdings nur eine sehr geringe Kompression. Sowohl Freizeitsportler als auch professionelle Athleten erhoffen sich von diesen Strümpfen eine Erhöhung der Fließgeschwindigkeit des Blutes und so eine Verbesserung der Versorgung der Muskeln mit Sauerstoff und Nährstoffen. Die verfügbare Produktpalette erstreckt sich von robusten Wandersocken für Trekking und Bergsport bis hin zu Sportstrümpfen für professionellen Langstreckenlauf oder ähnliche ausdauerfordernde Leistungssportarten.